Professur für Kirchen- und Dogmengeschichte

(Schwerpunkt: Alte Kirche)

Geschichte des Lehrstuhls

Die eigentliche theologische Fakultät der alten Mainzer Universität, die am 1.10.1477 – am gleichen Tag wie die Tübinger Fakultät – errichtet wurde, war relativ klein, weil in das Theologiestudium die älteren Mainzer Ordenshochschulen mit eingebunden waren. Es gab zunächst nur zwei Lehrstühle, von denen je einer von einem Vertreter der via antiqua und via moderna besetzt wurde. Zu den ersten Besetzungen gehörte Jakob Welder aus Siegen (1434-83), der erster Rektor der Universität und Gründer der Universitätsbibliothek war. Ein Nachfolger im Rektoramt, der Kirchenrechtler Ivo Wittich, stiftete zu Beginn des 16. Jahrhunderts die erste Professur für Geschichtswissenschaft an einer deutschen Hochschule überhaupt, was den Geist des Humanismus verdeutlicht, der die Universität in ihren ersten Jahrzehnten bestimmte. Während der Beherrschung der Universität durch die Jesuiten und in ihrer Krisenzeit nach 1648 war evangelischen Studenten das Studium in Mainz untersagt. Erst mit der sog. Bentzelschen Reform 1784 öffnete sich die Universität für Juden und Protestanten und wurde binnen Kurzem eine der größten katholischen Universitäten Europas mit allein zehn theologischen Lehrstühlen. Revolution und Mainzer Republik führten zur zeitweisen Degradierung der Universität („Zentralschule“) und Verlagerung der theologischen Lehrstühle an das Priesterseminar (seit 1877 Philosophisch-Theologische Hochschule). Mit dem Umzug auf den heutigen Campus am 22.5.1946 wurde neben den bereits existierenden römisch-katholischen Lehrstühlen eine Evangelisch-Theologische Fakultät eingerichtet, zu der von Anfang an ein Lehrstuhl mit dem Schwerpunkt Alte Kirche gehörte.

Erster Lehrstuhlinhaber war Walther Völker (1946-61, gest. 1988), dessen Arbeiten über Clemens und Origenes von Alexandrien, Maximus Confessor, Symeon und Pseudo-Dionysius Areopagita bis heute zu den Standardwerken der griechischen Patristik zählen. Legendär ist Völkers unbekümmertes Verhältnis zu den Errungenschaften Rheinhessischer und Rheingauer Kulinarik. Ihm folgte 1962 Rudolf Lorenz (bis 1979), dessen dogmengeschichtlicher Zugriff auf die großen theologischen Auseinandersetzungen des vierten Jahrhunderts (Arius und Athanasius) das Bild deutscher patristischer Forschung lange Zeit bestimmte. Etwas andere Schwerpunkte setzte sein Nachfolger Gerhard May (gest. 2007), der außerdem 1994-2004 Direktor der Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte am Institut für Europäische Geschichte war. Nach frühen Forschungen über Gregor von Nyssa und die Kappadokier stieß er in seiner Habilitationsschrift über die Anfänge der patristischen Schöpfungslehre auf  Zusammenhänge von Dogma, Ethik und Ekklesiologie in der Frühzeit der Alten Kirche, die sein Lebenswerk bestimmen sollten, das er vor allem der Erforschung Markions und seiner Zeit widmete. Nachruf auf Gerhard May vom August 2007

Seit dem Sommersemester 2008 ist Ulrich Volp sein Nachfolger.